17. Jan 2022
Vielfältige Einblicke & berufliche Orientierung
Biologisch Technische Assistenten/innen (BTA) werden - besonders im Moment- überall gebraucht. Sie werten Corona-PCR-Tests aus, helfen bei der Forschung an Impfstoffen oder führen (Sicherheits-)Prüfungen von Medikamenten und anderen Chemikalien durch. Diesen Tätigkeiten kann man in verschiedenen Bereichen und an zahlreichen Orten auf der Welt nachgehen; in Laboren vieler Firmen, Institute und Krankenhäuser oder Universitäten finden sich Botanik und Zoologie, Chemie, Zell- und Molekularbiologie als Tätigkeitsfelder wieder. Die Auswahl an potenziellen Arbeitgebern, die sich für eine*n fertige*n BTA ergeben, ist vielfältig.
Zur Orientierung haben wir deshalb einen Tag am Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie (IME) in Schmallenberg – Grafschaft verbracht und uns ist ein Einblick in die dortigen Aufgaben und typischen Tages- bzw. Auftragsabläufe gewährt worden.
Das Fraunhofer IME in Schmallenberg – Grafschaft betreibt Auftragsforschung für große und kleine Firmen unter anderem im Bereich Angewandte Ökologie. Dazu gehören die Umweltrisikobewertung von Chemikalien und Pflanzenschutzmitteln, die Bewertung von Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz und nachhaltige landwirtschaftliche Stoffproduktion. Das Institut ist schon deshalb, aber auch aufgrund seiner örtlichen Nähe zu unserem Berufskolleg Olsberg, besonders relevant für unsere anstehende Berufswahl.
Der Tagesablauf
Bei der Ankunft am Institut begrüßte uns Herr Teigeler (Abteilungsleiter Ökotoxikologie) und führte uns in den Seminarraum im Erdgeschoss. Dort gab es für uns einen Vortrag über das Fraunhofer IME, welche Abteilungen es gibt und ein paar beispielhafte ökotoxikologische Studientypen, die bei der Prüfung einer Substanz eingesetzt werden könnten.
Viele praktische Aspekte, die für die Planung und Entwicklung dieser Studien berücksichtigt werden, kamen uns bekannt vor. Von den Inhalten, die wir am Berufskolleg Olsberg erlernt hatten, konnten wir unter anderem Verdünnungsreihen, Cytotoxizität und photometrische Untersuchungen wiedererkennen.
Nach dem Vortrag bekamen wir, ausgestattet mit einem Kittel und einer Schutzbrille, eine Führung durch einige Teile des Instituts, das sich als deutlich größer herausstellte, als wir auf den ersten Blick bei der Ankunft auf dem Parkplatz gedacht hatten.
Der erste Weg über das Gelände führte uns zur Umweltprobenbank, einem wichtigen Archiv von biologischen Proben ganz besonders in der heutigen Zeit. Die Probenbank wurde Anfang 2000 in Betrieb genommen. Dort lagern verschiedene Umweltproben in großen Tanks über flüssigem Stickstoff bei einer Temperatur von unter -150 °C, um jegliche chemische Veränderungen (z.B. Abbauprozesse) zu vermeiden.
Einmal im Jahr werden über ganz Deutschland verteilt Umweltproben gesammelt, z.B. Möweneier, Fichtennadeln aber auch Fische. Diese werden tiefgekühlt nach Schmallenberg gebracht, zu Homogenaten aufgearbeitet und schließlich eingelagert.
Daraufhin führte uns Herr Teigeler zu den aquatischen Lebewesen, zu denen Algen, Wasserflöhe und kleine Fische gehören. Diese werden genutzt, um die Wirkung von Substanzen (z.B. Pflanzenschutzmittel) in verschiedenen Konzentrationen zu prüfen. Wir durften einen Blick in einen Versuchsraum werfen, in dem von der Decke bis zum Boden Aquarien standen und an der Wand unzählige Schläuche verliefen. Über die zu prüfende Substanz wurde jedoch Stillschweigen bewahrt…
Die Tests laufen so ab, dass der Auftraggeber sein Produkt oder eine Substanz daraus vorgibt, die dann von MitarbeiterInnen (unter anderem BTAs) untersucht werden. Es muss alles genau geplant und dokumentiert werden, da der Auftraggeber sich auf reproduzierbare Ergebnisse nach „Guter Laborpraxis“ (GLP) verlässt.
Wir kamen noch an ein paar anderen Räumen und Laboren vorbei, die teilweise unseren Schullaboren sehr ähnelten, bevor wir schließlich zum anfänglichen Seminarraum zurückkehrten.
Dort angekommen sprachen wir mit zwei Mitarbeitenden, die uns von ihrem Alltag am Fraunhofer IME erzählten, wobei auf die Unterschiede zwischen einem abgeschlossenen Studium und der Berufsausbildung eingegangen wurde. Als gelernte*r BTA verbringt man den Großteil seines Tages in einem Labor, plant im Team den Versuchsaufbau und kontrolliert alle Gerätschaften während der Studie. Als Studierte*r verbringt man seine Zeit eher im Büro, am Telefon und auf Meetings z.B. mit Auftraggebern, um eine Studie bzw. den Auftrag zu planen und anschließend die Erkenntnisse schriftlich zusammenzufassen. Zum Schluss durften wir noch einige Fragen stellen.
Alles in Allem konnten wir aus dem Tag viel mitnehmen und haben einen möglichen Arbeitgeber in direkter Nähe kennengelernt. Wir durften Abläufe und viele interessante Dinge im Fraunhofer Institut kennenlernen und erfahren. Wir danken Herrn Teigeler für die Führung und Frau Stahlmecke für die Organisation des Ausflugs.
Autorin: Paula Beckschulte, angehende BTA am BK Olsberg
…mit freundlicher Genehmigung des Fraunhofer IME, Schmallenberg.