Ein harter Geist und ein weiches Herz

08. Jun 2022

Ein harter Geist und ein weiches Herz

Foto Copyright von Jörg Hartnagel

Ausstellung zur Weißen Rose

„Ich kann es nicht begreifen, daß nun dauernd Menschen in Lebensgefahr gebracht werden von anderen Menschen. Ich kann es nie begreifen. Ich finde es entsetzlich. Sag nicht, es ist für´s Vaterland.“ Das schrieb einst Sophie Scholl an ihren Freund Fritz, der im Krieg war. Deutschland hatte mitten im Frieden andere Länder überfallen und ihnen den Krieg aufgezwungen. Jeden Tag starben Unschuldige. Die Schüler der Fachoberschule 12A am Berufskolleg Olsberg schauen sich die Bilder aus dem Familienalbum der Familie Scholl an. Der Neffe von Sophie Scholl, Jörg Hartnagel, hat die Aufnahmen der Klasse am Berufskolleg Olsberg zur Verfügung gestellt, zum Teil sind es sogar bislang unveröffentlichte Fotografien.
Die Schülerinnen und Schüler sehen ein lachendes Mädchen, ein verträumter Blick, die Kurzhaarfrisur, mit der Sophie fast wie ein Junge aussah und dann natürlich die berühmte Aufnahme im Gestapo-Gefängnis in München kurz vor der Hinrichtung, das zur Ikone wurde und das heute fast jeder kennt. Inmitten der Bilder entdecken sie eine Gruppenaufnahme, sie zeigt die Klasse vor dem Gebäude des Evangelischen Fröbel-Seminars in Ulm. Sophie Scholl hat eine Ausbildung zur Erzieherin gemacht, hat sich mit Pestalozzi und Montessori beschäftigt. „Genauso wie wir“, sagt eine Schülerin erstaunt, aber auch nachdenklich. Die Klasse bereitet die Bilder und auch die Zitate für die Ausstellung zu Sophie Scholl am Berufskolleg Olsberg vor. Es ist ihr Beitrag zu der Erinnerung an diese mutige junge Frau, die sich für Freiheit und Wahrheit eingesetzt hat, aber auch diesen Angriffskrieg ihres Landes gegen friedliche Länder und unschuldige Menschen gewandt hat. Dieses Engagement hat ihr und ihren Freunden das Leben gekostet. Gerade in diesen Wochen ist deutlich geworden, welches Gewicht dieser Einsatz hat und wie aktuell ihre Aussagen plötzlich wieder sind.
Klassen des Berufskollegs Olsberg haben sich mit dem Leben und dem Erbe Sophie Scholls auseinandergesetzt. Eine weitere Gruppe hat sich fächerübergreifend mit dem Thema beschäftigt und in einem Kunstprojekt das Wirken, Denken und Handeln der Widerstandskämpferin dargestellt. Was hat sie auf ihrem Weg begleitet und was hat die Weiße Rose bewirkt? Es sind eindrückliche Werke entstanden.
Die Arbeiten werden im Rahmen der Ausstellung „Ein harter Geist und ein weiches Herz“ – Ausstellung zu Sophie Scholl und der Weißen Rose zu sehen sein, die vom 8. bis zum 17. Juni in der Aula des Berufskollegs Olsberg stattfindet. Sie besteht im Kern aus der Wanderausstellung des Stadtarchivs Crailsheim ›Beweist durch die Tat, dass Ihr anders denkt‹ – DIE WEISSE ROSE. Sie wird zum ersten Mal außerhalb von Baden-Württemberg und Bayern zu sehen sein. Ausgestellt werden zusätzlich einzelne Exponate, unter anderem von Sophie Scholl selbst, darunter eine Wandkrippe, die sie selbst erstellt und 1940 ihren Eltern geschenkt hat. Landrat Dr. Karl Schneider hat die Schirmherrschaft dieser Ausstellung zur Weißen Rose übernommen.
Am Samstag, 11. Juni, ab 9 Uhr und am Fronleichnamstag, 16. Juni, ab 13 Uhr ist die Ausstellung für die Öffentlichkeit geöffnet. Die Führung übernimmt Werner Milstein, Lehrer am Berufskolleg. Er hat zwei Biografien über Sophie Scholl geschrieben sowie zahlreiche Artikel zur Weißen Rose. Um 18 Uhr schließt die Ausstellung. Der Besuch wie auch die Teilnahme an der Führung sind kostenlos.

Mit der Nutzung dieser Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden.
Mehr Informationen