Ausstellungseröffnung am BKO

19. Jun 2022

Ausstellungseröffnung am BKO

Sophie Scholl - Ein harter Geist & ein weiches Herz

Eröffnung der Ausstellung zu Sophie Scholl und der Weißen Rose am 8. Juni 2022 im Forum des Berufskollegs Olsberg

Es war eine aufmerksame Stille im Forum, rund 150 Schülerinnen und Schüler aus verschiedenen Klassen des Berufskollegs Olsberg erwarteten aufmerksam die Eröffnung der Weiße-Rose-Ausstellung am 8. Juni. Aus den Lautsprechern erklang Bach, die Beamer projizierten das Bild einer fröhlich lachenden Sophie Scholl auf die Leinwand. Sie war damals so alt wie viele der hier versammelten Schüler. Sie wirkt glücklich, ausgelassen, ihr Lachen steckt an. Ihr kurzer Herrenhaarschnitt wirkt frech, würde sie in den Reihen des Forums sitzen, sie würde kaum auffallen. Und doch, sie ringt mit sich in diesen Jahren. Was kann sie tun in dieser Zeit, in der Menschlichkeit keine Rolle mehr spielt, wo Lüge die Wahrheit verdrängt, wo es keine Wahrheit mehr gibt? Sie spielt Bach, sie bewundert die Klarheit seiner Werke, das wünscht sie sich auch für ihre Gedanken, für ihr Leben. Darum erklingt zum Auftakt auch Bach, vielleicht eines der Wege, ihr nahe zu kommen.
Dass ihr Engagement heute, gerade heute noch und wieder wichtig geworden ist, betonen alle Redner. Der Schulleiter Volker Dietrich erinnert an den mutigen Widerstand der jungen Frau, der Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende der CDU Deutschland Friedrich Merz betont ihren Einsatz für die Freiheit und appelliert, sich heute für die Demokratie einzusetzen. Dass das gerade jetzt entscheidend ist, betont auch die stellvertretende Landrätin Hiltrud Schmidt, wo die kruden Ideen der Querdenker und Verschwörungstheortiker die Runde machen. In einer Videobotschaft wendet sich die ehemalige Bundesministerin und jetzige Antirassismus-Beauftragte von NRW Sabine Leutheusser-Schnarrenberger an das Plenum. Sophie Scholl ist für sie ein Beispiel für Zivilcourage – und sie ist es nicht nur für sie. Dazwischen wird immer wieder Musik eingeblendet, die Sophie Scholl und ihre Freunde gehört haben, wenn sie miteinander musiziert haben, neben Bach waren es auch Beethoven und Mozart. Es gab ihnen Halt und Trost in dieser bedrückenden Zeit von Unfreiheit und Unterdrückung, von Ungerechtigkeit und Verfolgung. Auf den Leinwänden sind dazu Arbeiten zu Sophie Scholl von der Fachschule für Sozialpädagogik des Berufskollegs zu sehen
Folker Förtsch, der die Ausstellung zur Weißen Rose konzipiert und auch von Crailsheim nach Olsberg gebracht, erinnert an die Zeit der Weißen Rose und beschreibt den Weg Sophie Scholls und ihrer Freunde in den Widerstand. Sie wurden nicht als Widerstandskämpfer geboren, sondern waren anfangs begeisterte Anhänger Hitlers. Die Wirklichkeit hat sie zu Gegnern des Nationalsozialismus gemacht. Mit Flugblättern haben sie versucht, ihre Mitstudentinnen und Mitstudenten aufzurütteln, sie verteilten die Blätter in ganz München und an anderen Orten. Und sie kannten das Risiko, sie wussten, dass ihnen das Leben kosten wird, sollten sie entdeckt werden. Sie wurden verhaftet und vor Gericht gestellt. Innerhalb eines Tages wurden die ersten drei verurteilt und hingerichtet, die Geschwister Hans und Sophie Scholl sowie der Freund Christoph Probst, später dann auch die anderen, Alexander Schmorell, Willi Graf und Professor Kurt Huber. Namen, die alle kennen sollten – und nicht vergessen dürfen.
Am Ende wird es noch einmal still im Forum. Drei Schülerinnen lesen Texte von Sophie Scholl aus dem Tagebuch und den Briefen, wie sie die Natur liebt, wie sie im Gebet mit Gott ringt, wie sie sich hoffnungsvoll auf das Wiedersehen mit Freund freut. Worte aus dem fünften Flugblatt, das sie mit Freunden verteilt hat, sind zu hören, in denen sie ein föderales Deutschland in einem freien Europa fordert. Es ist unsere Aufgabe, dieses Europa zu erhalten und zu verteidigen.
Am Ende erklingt das Forellenquintett von Franz Schubert, man fühlt sich wie ein Fisch im Wasser, schreibt sie begeistert ihrer Freundin. Es ist das letzte Musikstück, das sie hört, und es ist ihr letzter Brief. Wenige Tage später wird sie hingerichtet. Freiheit hat sie mit einem Bleistift auf die Rückseite der Anklageschrift geschrieben. Der Gestapo blieb es verborgen, erst spätere haben es entdeckt, es ist ihre Botschaft – über ihre Zeit hinaus.

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